Weingut Waldemar Querbach ade!

Wenn auch der Rückgang der Rebfläche am Mittelrhein gestoppt zu sein scheint, so nimmt dennoch die Zahl der aktiven Winzer weiter ab: Jüngst erst wurde das Weingut Waldemar Querbach in Oberwesel aus Altersgründen aufgegeben, die Kinder wollen den Betrieb nicht weiterführen. Das Weingut war u.a. im Besitz einer fast 70 Jahre alten Rebfläche im Oberweseler Ölsberg. Die meisten Rebanlagen im flurbereinigten Ölsberg sind deutlich jünger, so dass gerade Weine aus dieser Fläche das eigentliche Potential des Ölsbergs zeigen können. Diese Rebfläche wird nun vom Weingut Weingut Lanius-Knab, ebenfalls in Oberwesel, 15 Häuser weiter in der Mainzer Straße quasi ein Nachbar der Querbachs,  bewirtschaftet. Hier hat also kein Rückgang der Rebfläche stattgefunden, aber eine Konzentration auf weniger Winzer.

Weingut Waldemar Querbach???? Unbekannt ist dieses Weingut vielen Liebhabern des Mittelrheinweines geblieben, selbst der kundige und recht vollständige Mittelrhein-Weinführer hat seine Weine nie probiert,  was bei einer zuletzt bewirtschafteten Rebfläche von nur 0,6 Hektar auch nicht sehr verwundert. Was von dieser Minifläche kam, hat mich aber immer wieder einmal gefreut, insbesondere die trockenen Riesling-Spätlesen aus dem Oberweseler Ölsberg, die zwar nicht durchgängig jedes Jahr aber immer wieder von sehr guter Qualität waren. Bei so kleinen Rebflächen mit der nur geringen Möglichkeit zur Selektion kommt es halt besonders auf den Jahrgang an. Gleichzeitig fällt es solch einem kleinem Nebenerwerbsbetrieb mitunter schwer, im Keller alle Probleme zu bewältigen, so dass in manchen Jahren die Säure der Weine etwas ungerebelt daher kam.  Wenn aber alles passte (wie beispielsweise in 2007, 2012 und 2015), dann waren diese Riesling Spätlesen für zuletzt 7,00 Euro je Flasche unentdeckte Trouvaillen, die immer eine schöne Ergänzung im Weinkeller waren.

Vor Jahren habe ich im privaten Kreis eine Blindprobe der mir zugänglichen Rieslinge aus dem Oberweseler Ölsberg des Jahrgangs 2007 veranstaltet. Folgende „trockene“ und „feinherbe“ Rieslinge aus dem Oberweseler Ölsberg waren in der Probe, die ersten drei waren so gut, dass ich sie nachgekauft habe:
Spätlese „trocken“ von Waldemar Querbach
Großes Gewächs von Lanius-Knab
Spätlese „trocken“ von Dr. Kauer
QbA „feinherb“ von Goswin Lambrich
Spätlese „feinherb“ von Persch
Spätlese „trocken“ von der Überrrheiner Gold Weinbau GbR

Dass das winzige Weingut Waldemar Querbach durchaus in der Lage war, im Konzert mit den Großen wie Dr. Kauer oder Lanius-Knab mitzuspielen, ist wohl der beste Leistungsnachweis für Waldemar und Bärbel Querbach & Team.

Zur Zeit ist u.a. noch erhältlich der letzte Ölsberg Riesling, der von Waldemar Querbach produziert wurde: 2015er Oberweseler Oelsberg Riesling Spätlese trocken
Alkoholgehalt: 12,5 % Vol. Säuregehalt: 9,5 g/l Restzuckergehalt: 8,2 g/l:

In der Nase eher verhalten, gelbe Früchte, reife Birne, am Gaumen eine präsente reife feine Säure,  rote Früchte, Kräuter, Blumenwiese, schöner Nachhall getragen von der Säure und leichtem Gerbstoff. Für den momentanen Ausverkaufspreis von 6,30 Euro eine absolute Kaufempfehlung!

In diesem Fall tut Scheiden wirklich weh!

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